Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin 22.10.2019 – 16.02.2020
Alexej von Jawlensky und Marianne von Werefkin sind in den Kanon der Kunstgeschichte als eines der wegweisenden Künstlerpaare der Avantgarde eingegangen. Die Ausstellung "Lebensmenschen" rückt die Beziehung dieser beiden starken Künstlerpersönlichkeiten des Expressionismus in den Mittelpunkt, die über die Jahre ihrer künstlerischen und außergewöhnlichen privaten Partnerschaft (1893–1921) hinaus ihr Leben lang schicksalhaft miteinander verbunden waren. Zum ersten Mal seit über 70 Jahren werden Jawlenskys und Werefkins Werke gemeinsam in einer Ausstellung gezeigt und die verschiedenen Phasen ihres künstlerischen Schaffens und gegenseitiger Beeinflussung beleuchtet.
Die beiden bedeutenden Künstlerpersönlichkeiten Alexej von Jawlensky (1864–1941) und Marianne von Werefkin (1860–1938) zählen zu den wegweisenden Figuren der expressionistischen Avantgarden und sind noch nie in einer gemeinsamen Ausstellung gezeigt worden. Unsere Schau unternimmt es nun zum ersten Mal, beide als Künstlerpaar vorzustellen. Fast dreißig Jahre waren sie in Leben und Werk eng miteinander verbunden.
1896 waren beide gemeinsam aus Sankt Petersburg nach München gekommen. Werefkin unterbrach hier zunächst für zehn Jahre ihre malerische Tätigkeit, um sich der Förderung von Jawlenskys Talent zu widmen und sich intensiv mit Kunsttheorie und der aktuellen Kunstproduktion ihrer Zeit zu beschäftigen. Jawlensky begann mit Stillleben und Figurendarstellungen zu experimentieren, ein großes Vorbild für ihn war Vincent van Gogh.
Mit Wassily Kandinsky und Gabriele Münter hielten sie sich 1908 in Murnau auf und fanden hier gemeinsam zu einer expressiven und starkfarbigen Malerei. Während Jawlenskys Murnauer Landschaften zunehmend abstrakter wurden, entwickelte Werefkin ihre spezifische Figurenmalerei, die sich der menschlichen Existenz und ihrem schicksalhaften Ausgeliefertsein an äußere und innere Mächte widmete. Mit der von Jawlensky und Werefkin 1909 mitbegründeten Neuen Künstlervereinigung München, – die sich in ihrer Wohnung in der Münchner Giselastraße zusammenfand – und aus der zwei Jahre später der Blaue Reiter hervorging, haben sie als Vordenkerin (Werefkin) und malerischer Impulsgeber (Jawlensky) dieser beiden Vereinigungen Kunstgeschichte geschrieben.
Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs gingen Werefkin und Jawlensky ins Schweizer Exil, wo sie in engsten räumlichen Verhältnissen miteinander lebten und arbeiteten, bevor sie sich 1921 schließlich trennten. Werefkin blieb in Ascona, während Jawlensky mit seiner Familie nach Wiesbaden zog. Jeder für sich, wie bereits vorher in ihrer Gemeinschaft als Paar, leisteten sie einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der modernen Kunst am Beginn des 20. Jahrhunderts.
In einer ungewöhnlichen Ausstellungsarchitektur fügen sich die einzelnen Stationen ihres künstlerischen Schaffens bis hin zu beider Spätwerk zu einem opulenten Panorama von über 190 Werken zusammen. Inspiriert von der thematischen Idee der Lebensmenschen, finden in der Architektur die vielfältigen gegenseitigen Ergänzungen, Irrwege, gemeinsamen und getrennten Wege ihren Platz. Begleitet werden sie von einer überwältigenden Galerie von Jawlenskys "Köpfen" und späten "Gesichtern", auf die Werefkins Theaterszenen, Arbeiterdarstellungen und Visionen seelischer Zustände antworten.